Die kürzlich veröffentlichte Diplomarbeit bzw. Dissertation unserer Arbeitsministerin beleuchtet das Problem von Plagiaten und zieht damit den Ruf von Universitäten und Fachhochschulen in Zweifel. In der FHWien der WKW habe ich eine ganze Reihe von Masterarbeiten beurteilt. Standardmäßig sind 10 Betreuungsstunden zu leisten, in denen schon viel Beratung und einiges an Literaturhinweisen gegeben werden kann. Abgegebene Arbeiten werden durch den Plagiatstest geschickt, bevor auch nur eine Seite gelesen wird. Alle Kolleg*innen auch von anderen FHs kennen das. Übereinstimmende Textpassagen werden mit Quellenangabe angezeigt, es ist zu prüfen, ob korrrekt mit Werkangabe zitiert wurde oder einfach mit einigen Änderungen in der Satzstellung abgeschrieben und als eigene Schöpfung ausgegeben
In den meisten Fällen wird korrekt aus dem Originalwerk eines Autors/einer Autorin zitiert. Gelegentlich schlägt die Bequemlichkeit zu und es wird eine bereits in einem anderen Werk zitierte Textpassage eines Autors/einer Autorin 1:1 übernommen, ohne die Quelle der Fundstelle anzugeben. Hmm. Punkteabzug.
Was mir mehr zu denken gibt ist die Qualität der Sprache angehender Akademiker. Ich würde mir wünschen, dass die Studierenden ab und zu neben der Fachliteratur und Journals auch Belletristik lesen. Wenn selbst unsere Verfassung Eleganz und Schönheit ausstrahlt (vgl. Van der Bellen, 2019) kann wohl eine Masterarbeit zumndestens klar, logisch und stilvoll formuliert sein. Weder Alltagssprache noch Journalismus haben in einer wissenschaftlichen Arbeit Platz.
Die Gültigkeit meiner Beurteilung wird durch ein 4 Augen Prinzip abgesichert. Als externe Lektorin übermittle ich meine Bewertung dem Koordinator in der FHWien, der seinerseits die eingereichte Arbeit und die Beurteilung überprüft und nach eventuellen Rückfragen freigibt. Diese Qualitätssicherung funktioniert, denke ich.