Sein Oeuvre ist unverändert, aber 2025 wird er ein ganzes Jahr lang in die Auslage gestellt und es walzert häufiger als sonst. Doch er ist nicht der einzige. Marc Chagall starb vor 40 Jahren – die Albertina hat ihn gewürdigt. Für Schönberg wurde das ganze vorige Jahr “Schönberg 150“ zelebriert. Die Salzburger Festspiele feierten vor einigen Jahren mitten in Corona-Zeiten den 100sten.
Aber nicht nur kulturgeschichtliche Ereignisse werden vor den Vorhang und auf die Bildschirme gebracht. 80 Jahre Befreiung von Auschwitz-Birkenau, Bomben auf Hiroshima und Nagasaki, Ende des 2. Weltkriegs und damit verbundene Ereignisse sind gegenwärtig vielen Medien einen Schwerpunkt in ihrer Berichterstattung Wert.
Was fasziniert uns an runden Zahlen? Am meisten an super-runden, wie y2k? Weil sie leichter zu merken sind?
Zuerst repräsentieren sie einmal eine Etappe in der Geschichte. Auch in der eigenen. Der Geburtstag ist für viele Menschen eine Zäsur – „was, schon 30?“ – auch der 40er und besonders der 50er. Ab dann wandelt sich die Bedeutung in ein „noch immer“, man hat es bis hierher geschafft. Und weiter geht’s. Man lebt noch.
Das Etappenziel gilt auch für Firmenjubiläen. 5 Jahre klingt fast lächerlich, aber es kann schon stolz machen, wenn ein Unternehmen die ersten schwierigen Jahre überlebt hat. Doch üblicherweise werden lange Firmenlebenszeiten gefeiert. „200 Jahre Wiener Städtische Wechselseitige Versicherung,“ „200 Jahre Lobmeyr.“ Die Faszination von runden Zahlen werde ich nicht ergründen, doch die Attraktivität für die Unternehmen ist nachvollziehbar: mehr positive Öffentlichkeit, indem die eigene Leistung einer Epoche kommuniziert wird, seien es 20 oder 120 Jahre. Es ist der Anlass für besondere Konditionen für die Kunden, für Lob und Prämien für die Mitarbeiter:innen, für Social Events, für Motivation, für die Beziehungspflege, Auslöser für Zukunftsenergie, vielleicht mit einem Investitionsschub verbunden.
Ich meine, Jubiläen sind für das Unternehmen intern wichtiger als nach außen. Außer einem flüchtigen AHA, die sind schon 70 Jahre am Markt, und dem gesteigerten Zugriff bei Sonderangeboten ist die Wirkung nicht groß und wenig nachhaltig. Vielleicht gewinnt die Marke beim Verbraucher ein bisschen an Gediegenheit und Seriosität. Aber wie das Beispiel Leiner nach 115 Jahren zeigt: muss auch nicht sein.